Versteckte Gefahren bei ETFs, über die wenig gesprochen wird
Exchange Traded Funds waren mit ihrem Aufkommen eine brillante Idee. Klassische Fonds sind zwar grundsätzlich eine gute Anlage, doch benötigen sie einen Portfoliomanager, der bezahlt werden will, und einen Anlagenberater – der ebenfalls bezahlt werden will. Das Aufkommen von Internet-Brokering eröffnete hier neue Möglichkeiten. Ein privater Investor kann jetzt Geld in einen Fonds stecken, ohne Provision für Anlageberater zu bezahlen, ohne Ausgabeaufschlag und ohne Bestandsprovision. Es wird dabei nicht nur ein Zwischenhändler übersprungen, sondern gleich eine ganze Hand voll.

Abbildung 1: ETFs – schön und gut, aber…
Jetzt könnte man also glauben, dass ETFs der Stein der Weisen sind, und insbesondere für Einsteiger die ideale Investition. Doch auch hier lauern Fallstricke. Wir klären auf.
ETFs können zu unüberlegten Käufen verleiten
Im klassischen Anlagegeschäft musste ein privater Investor mit einem Anlagenberater seiner Bank sprechen, um überhaupt irgendein Wertpapier kaufen zu können. Wenn der Berater gut war, dann warnte er seinen Kunden vor unüberlegten Käufen, und er empfahl eine schlüssige Anlagestrategie.
Im modernen Aktienhandel geht dies auch auf dem direkten Weg. Der Investor eröffnet ein Depot bei einem der vielen Online-Händler, und geht sofort auf Shopping-Tour. Dabei berät ihn niemand, es lenkt ihn niemand, es bremst ihn niemand. Das kann auch nach hintern losgehen. Lies weiter, um zu erfahren, wie.
ETFs wuchern wie wild
In den Anfangszeiten der ETFs wurden fast ausschließlich Index-Basierte Fonds abgebildet. Später wurden dann allerdings auch ETFs lanciert, die alle möglichen Kombinationen replizierten. Zwar entstanden auf diese Weise gute ETFs, wie der ARK Innovation ETF (den wir empfehlen!), bei dem aktive Fondsmanager ständig auf der Suche sind nach Unternehmen, die eine Killer-App im Ärmel haben. Allerdings kam auch massenweise Schrott auf den Markt. Man sagt, am New York Stock Exchange könne man mittlerweile mehr unterschiedliche ETFs kaufen, als Aktien.
Weil bei manchen ETFs nicht mehr die Rendite im Vordergrund steht, sondern Themen wie Trends, Fashion, oder Livestyle, ist es für den Einsteiger schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher ist Vorsicht geboten.
Marktkapitalisierung als Basis birgt große Risiken
Verschiedenste Strategien führen zur Zusammenstellung des Portfolios eines ETF. Eine sehr naheliegende, weil einfach verständliche Messgröße, ist die Marktkapitalisierung. Es ist für jedes Unternehmen eine klare Empfehlung, wenn sich viele Aktien zu einem guten Kurs im Streubesitz befinden.
Aber: Einen Blick in die Vergangenheit werfend stellen wir fest, dass genau die Firmen, die in jüngerer Vergangenheit mit einer Blase zerplatzt sind, eine sehr große Marktkapitalisierung aufwiesen. Blasen hatten wir in den letzten 20-30 Jahren mehr als genug. Japan, Dotcom, Immobilien, Banken – um nur einige zu nennen. Wer nur auf Marktkapitalisierung setzt, läuft jedem Hype ins Messer, und das ist eine reale Gefahr.
Achtung, Politik!
Ratings sind ein häufig verwendetes Mittel, um Bonität und Stabilität eines Emittenten – also eines Unternehmens – aber auch eines Finanzprodukts zu erfahren. Insofern ist das Rating mit ein Argument für oder gegen eine Investition. Seit März 2018 gibt es allerdings den Aktionsplan „Nachhaltige Finanzierung“ (Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums) der EU, der dazu geführt hat, dass das ESG-Rating an Bedeutung gewonnen hat – ein Rating, das die Nachhaltigkeit eines Unternehmens oder einer Anlage darstellen soll.
Nachhaltigkeit klingt zunächst nicht falsch, doch ‚ESG‘ steht für mehr: Environment, Social und Governance. Neben Umweltaspekten spielt also eine Rolle, wie viele Frauen in den Vorstandsetagen sitzen, und welche ethnischen Minderheiten Teil der Belegschaft sind. Für eine profitorientierte Investition dürfen solcherlei Eigenschaften jedoch nicht von Belang sein. Deshalb: Finger weg vom ESG-Rating!
Fazit: ETFs sind gut, aber…
Wir sind große Befürworter guter ETFs, jedoch darfst Du Dich nicht durch tolle Werbung und durch die Einfachheit beim Trading blenden lassen. So vermeidest Du, den ‚faulen Eiern‘ auf den Leim zu gehen, die es unter den ETFs eben auch gibt. Sonst wird ‚ETF‘ schnell zu ‚WTF‘.