Vieles am neuen, digitalen Geld ist nicht nur unbekannt, sondern ganz konkret falsch überliefert – doch wir klären auf
Wir geben unumwunden zu, dass wir das verstehen können: wenn jemand zum ersten Mal von Kryptowährungen hört, dann hat er sicherlich große Schwierigkeiten, das Konzept von Blockchain, Mining und Verschlüsselung zu fassen. Dass auf diesem Nährboden auch allerlei Mythen und Falschaussagen entstehen, ist überhaupt nicht verwunderlich. Zeit, mit den schlimmsten dieser Mythen aufzuräumen.
„Kryptowährungen haben überhaupt keinen Wert“
Diese Aussage wird regelmäßig mit dem Umstand begründet, dass Kryptowährungen nicht durch Einlagen abgesichert sind, wie zum Beispiel Gold. Dazu sind allerdings zwei Dinge zu sagen: keine Währung – mit ganz wenigen Ausnahmen – ist auf dieser Welt irgendwie abgesichert. Und zweitens: die Algorithmen, die hinter Kryptowährungen stecken, sind eine bessere Absicherung gegen Entwertung, als es jede Fiat-Währung bieten könnte.
Bei Bitcoin ist das Tempo, mit dem sich die Währung ‚vermehren‘ kann, fest durch die Programmierung vorgegeben. Sie kann nicht beschleunigt werden, das heißt, niemand kann plötzlich Bitcoins auf den Markt bringen, die es vorher gar nicht gegeben hat. Die Vermehrung der Bitcoins geht langsam vonstatten, das Tempo halbiert sich alle vier Jahre, und mehr als 21 Millionen Bitcoins kann es nie geben. Das soll eine Fiat-Währung erst einmal nachmachen.
Andere Coins, wie Tron, werden im Lauf ihres Daseins automatisch weniger, womit sogar ein Garant für Stabilität gegeben ist.
„Kryptowährungen könnte man einfach per Knopfdruck ausschalten“
Dieses Gerücht hält sich wacker, obschon kaum eine Aussage weniger zutreffend sein könnte, als diese. Die Blockchain, in der jede jemals durchgeführte Transaktion gespeichert wird, ist auf viele Tausend Computer verteilt, ja, vielleicht sogar auf viele Millionen. Diese Rechner müssten alle gleichzeitig abgeschaltet werden, um eine Blockchain zum Erliegen zu bringen, und den Handel mit der entsprechenden Kryptowährung zu beenden.
Wer aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass die kanadische Regierung unter Justin Trudeau Anfang des Jahres erfolgreich die Proteste der Fernfahrer beendet hat, indem er einfach die Konten der Beteiligten einfrieren ließ. Das heißt, die Trucker konnten keine Miete, kein Telefon, keine Stromrechnung mehr bezahlen. Bei jedem Girokonto ist das möglich, aber nicht bei einer Krypto-Wallet.
„Das Schürfen von Bitcoin schädigt die Umwelt“
Im Kern ist diese Behauptung wahr. Die Validierung der Blockchain von Kryptowährungen ist rechenintensiv, und verbraucht damit erhebliche Mengen an Energie. Auch hier sprechen allerdings zwei Argumente dagegen. Erstens werden auch die Kontostände und Rechenvorgänge ganz normaler Konten auf Computern durchgeführt, die ebenfalls nicht unerhebliche Mengen an Energie verschlingen, weil sie zehn- und zwanzigfach abgesichert sein müssen.
Zweitens erfordert das ‚Bitcoin-Mining‘ nicht zwangsläufig große Mengen an Energie. Nur wenn viele Rechnerverbünde miteinander konkurrieren, weil jeder der nächste sein will, der ein Bitcoin findet, wird viel Energie vergeudet. Der Algorithmus würde auch funktionieren, wenn das Mining von nur einigen Hundert Rechnern durchgeführt würde. Da Energie nicht kostenlos ist, werden viele Miner von ganz alleine aussteigen, wenn sich das Mining nicht mehr lohnt. Die Blockchain funktioniert dann aber immer noch.

Abbildung 1: So sieht es in einer typischen Crypto-Mining-Rechnerfarm aus
„Bitcoin ist anonym und sicher“
Die bisherigen Schauergeschichten stammten aus der Richtung der Gegner von Kryptowährungen. Diese hier ist unter Anhängern der Kryptowährung weit verbreitet, aber leider unwahr. Die Blockchain und deren Algorithmen sind quelloffen und für jeden transparent. Bitcoin-Adressen, die für jede Transaktion benötigt werden, sind zwar verschlüsselt, aber ebenfalls einsehbar. Agenten des Staates sind inzwischen ziemlich gut bewandert darin, BTC-Transaktionen nachzuverfolgen, und auf eine real existierende Person zurückzuführen. Völlig anonymer Zahlungsverkehr war allerdings auch nie das Ziel von Bitcoin.
DASH, Monero oder Zcash sind Kryptowährungen, die deutlich mehr Anonymität bieten. Allerdings ist auch da keine hundertprozentige Sicherheit zu erwarten. Ein Trost für diejenigen, die – aus welchen Gründen auch immer – anonyme Geschäfte zu tätigen haben: Bis dato sind die Geheimdienste nicht weit genug, um alle Transaktionen so nebenher nachzuverfolgen. Sie gehen deshalb nach der Pareto-Regel vor, d.h. zuerst diejenigen, die leicht zu verfolgen sind, und bei denen es um hohe Geldbeträge geht. User der besonders anonymen Coins werden deshalb noch eine Weile Ruhe haben.
Fazit: Ob Unwissen, Halbwissen oder Falschwissen – es existiert noch zu viel davon
Wenn Du Dich mit der Welt der Kryptowährungen beschäftigen willst, dann liegt als erstes die große Aufgabe der Informationssammlung vor Dir. Unser Rat: Man kann gar nicht genug Wissen besitzen. Hier auf unserem Blog findest Du immer wieder brandaktuelle Blogbeiträge zum Thema, aber auch zu allem anderen aus der Welt der Finanz. Wenn Du Dich umfassend informieren willst, dann abonniere einfach unseren Insider-Newsletter.